Nacht der drohenden Schatten 7 - 14.02.09

Prosatanos Den Anfang machte die 1997 gegründete, aus Thüringen stammende Band "Prosatanos", welche bisher nur Demos und einige Splits veröffentlicht hat. Die zutätowierten Musiker wirkten bei der Darbietung ihrer Musik sehr locker und spielten wohl absichtlich mit dem Feedback, welches ihren Verstärkern öfter mal entfleuchte. Viele der Stücke waren reich an Geknüppel und boten dafür allerdings nur ab und zu einige Melodieläufe. Gespielt wurde auch ein Cover des allbekannten Mayhem Song's "Deathcrush".


Nocturnal Depression Aus Frankreich reisten "Nocturnal Depression" an, deren Soundcheck etwas Zeit in Anspruch nahm. Dafür saß dann zum eigentlichen Auftritt aber auch klangtechnisch alles. Von den Alben her häufig als mittelmäßig verschrien belehrten die Franzosen so manchen eines besseren, denn bei diesem Auftritt passte einfach alles. Der Gitarrist welcher zugleich den Gesang leistete spielte mit nur einer Hand an welcher er quasi nur zwei Finger hatte souverän seine Spuren und auch der Rest der Gruppierung leistete saubere Arbeit. So brachte sich der Bassist (der aussah als ob er frisch dem Grabe entstiegen wäre) teilweise mit wahnsinnigen Schreien ein und spielte sein Instrument ebenfalls deutlich vernehmbar. Auch vom Schlagzeuger gibt es Gutes zu berichten, denn als dieser mal seinen Drumstick zerlegte fiel das im flüssigen Spiel gar nicht auf. Stücke wie zum Beispiel "Fading Away In The Fog" wurden in voller Länge dargeboten. Die Songs griffen sehr häufig ineinander über, so dass die Darbietung den Anschein eines einzelnen, langen Liedes erweckte. Auch der Bassist (der wirkte als sei er frisch dem Grab entstiegen) scheute sich nicht hin und wieder einige Schreie zum Besten zu geben, vorallem zu Beginn des Auftritts.


Paragon Belial Einen überzeugenden Auftritt der alten Schule leisteten "Paragon Belial", bereits 1994 gegründet, dann aber lange Zeit in den Schatten verschwunden. 2008 erschien dann das erst zweite richtige Album namens "Nosferatu Sathanis" und die Truppe um Andreas Classen erkämpfte sich wieder den Weg auf die Bühne(n). Geboten wurde etwas weniger Geknüppel als erwartet, dafür aber eben ein sehr klassischer Klang wie man ihn von frühen Black-Thrash-Bands kannte. Nicht gerade wenige Besucher waren der Musik sehr zugeneigt und ließen ihre Matten kreisen. Der Sänger machte außerdem endlich Schluß mit der etwas nervigen Musik, die bereits vorher unverständlicherweise auf dem Drummonitor dudelte und die Atmosphäre etwas drückte; und er nutzte dafür wohlgewählte Worte. Insgesamt wurde hier ein einwandfreier Auftritt geboten mit rockigen Einschlägen geboten, bei dem sich einige Nostalgie breitmachte.


Graupel Mächtig auf die Fresse gab es bei "Graupel". Nach dem längeren, dröhnend-tiefen Intro legte die Band mit ihrem Schwarzmetall los, wobei sie diesmal weniger Wert auf atmosphärische Elemente (wie von einigen Stücken her bekannt) legte, sondern mehr auf Brachialität und aggressive Knüppelattacken einging. Interessant wirkte auch die Einheitskleidung, denn jeder Musiker dieser Gruppierung trug ein graus Hemd mit Walknut-Symbol. Im Großen und Ganzen war es also wirklich kein Auftritt an dem man viel mäkeln könnte, jedoch hätte etwas mehr Abwechslung in der Setlist bestimmt nicht geschadet.


Aosoth Aosoth warteten mit Rock- und thrashlastigem Schwarzmetall auf - und erreichten nicht wenige Leute mit ihren brachialen Klängen. Das Schlagzeugspiel regte immer wieder zum Ausrasten und Headbangen an und die eingängingen Gitarrenriffs komplettierten das Bild einer richtig rotzigen Black'n'Roll-Kapelle, die wirklich ankam bei den Besuchern. Die Band übertraf die Klangqualität ihrer Alben sogar noch, da bei ihrem Auftritt die "berauschende" Stimmung grundsätzlich besser zu fühlen war. Einer der eindeutigen Favoriten des Abends.











Ondskapt Die schwedischen "Ondskapt" zählen leider zu den Verlierern des Abends. Von vielen erwartet spielten sie zwar ihre Stücke einwandfrei, doch gab es klangliche Probleme, da zum einen einer der Gitarrenverstärker auf Stand-By stand, was von der Band erst spät bemerkt wurde, zum anderen gab es auch allgemein kurze Zeit Probleme mit der Beschallung und Bühnenperipherie. Dennoch bewiesen die Schweden das sie nicht unfähig waren und präsentierten eine gemischte Setlist älterer Werke - denn auf ein neues Album muss man derzeit noch warten.

Nehemah Für einige von Ondskapt enttäuschte Seelen retteten "Nehëmah" den Abend. Es wurde gewaltig düster und Sänger/Bassist Corven wirkte in seiner zerfetzten Robe wie ein Phantom, welches Hymnen von Dunkelheit und Okkultismus verströmte. Auf eine größere Kostümierung verzichteten die Gitarristen, die in üblicher "Schwarzmetallertracht" ihren Teil zum Auftritt beitrugen. Der auf der Bühne anwesende und ebenfalls in eine Robe gehüllte Tastenspieler durfte allerdings nur sehr selten in Einsatz treten, das "Schlüsselbrett" fand bei dieser Darbietung so gut wie keine Verwendung. Die Atmosphäre hätte an sich bestimmt noch dichter sein können, doch die vorgetragenen Kompositionen vermittelten einen guten Eindruck von Düsternis als auch Aggression. Wer die Band noch nicht kannte oder noch nicht vollends überzeugt war erhielt hier eine richtige Lektion in Sachen Black Metal, noch dazu in fehlerfreiem Spiel. Ein wahrhaft denkwürdiger Auftritt.


Vom Auftritt der holländischen Heretic mit ihrem Schwarzmetall der alten Schule habe ich leider keine Informationen, da ich zu diesem Zeitpunkt leider nicht mehr anwesend war. Interessierte können sich aber zum Beispiel das aktuelle Album "Gods Over Humans, Slaves Under Satan" zu Gemüte führen, welches von KBTMT veröffentlicht wird.




Politisches:
Aufgrund einiger Ereignisse und Beobachtungen sehen wir uns gezwungen dieses Thema zumindest anzukratzen. Wie einigen vielleicht in Erinnerung geblieben ist, sollte auf diesem Konzert ursprünglich die Band "Celestia" aus Frankreich spielen. Allerdings wurde deren Auftritt dann abgesagt, nachdem sich Aktivisten der Antifa über die Band als "Nazi-Band" beschwerten und natürlich einige "Rädchen" ins Rollen brachten. Gestützt wurde die Kritik durch eine Aussage des Bandkopfes "Noktu", welche er einst via seiner Gruppe "Mortifera" bei dem Onzline Zine "Aeternitas Tenebrarum" im November 2003 geäußert hatte: "Mortifera ist keine tolerante und humanistische Black Metal Band. Wir sind anti-amerikanistisch, homophob, rassistisch, intolerant (…)". Auch erwähnt wurde seine Zusammenarbeit mit Satanic Tyrant werewolf von Satanic Warmaster im Projekt "Gestapo 666". Dennoch wurde von ihm und der Band versichert, niemals auf musikalischem Wege politische Ziele verfolgt zu haben.

Hier das Statement, welches auf der Netzseite des Veranstalters gegeben wurde: "Due to various sort of indirect persecutions against CELESTIA and especially against NOKTU. The organizers team and the venue decided to not let CELESTIA be a part of the festival anymore. It seems that our participation was seen as a potential danger and a political issue. We still try to understand how CELESTIA could expose any political views on stage since it is clear that CELESTIA has really nothing to do with politics of any sort. We wish to apologize to all people who wanted to see Celestia on stage. Sadly, it seems that we will not be able to play in Germany ever and we really regret that. Mainly due to one radical political organization who is trying to destroy the metal culture in Germany. CELESTIA is not the first victim of their gulag censorship and certainly not the last one."

Die Veranstalter gaben an, dass die Nacht der drohenden Schatten eine völlig unpolitische Veranstaltung sei, was wir als 100% glaubwürdig erachten.

Auf dem Konzert selbst waren wenige scheinbar im extremen rechten Sektor residierende Subjekte anwesend. Dennoch gab es einige, die ihre politische Gesinnung offen zeigten, sei es durch tragen eindeutiger Patches unterschiedlicher Gruppierungen mit NS-Einstellung oder ähnlichen Verbindungen (während Absurd-Aufnäher nicht selten auch von unpolitischen (Schwarz-)Metallern getragen werden, verhält es sich bei Gruppen wie zum Beispiel den griechischen "Der Stürmer" etwas anders) oder "Gegröhle" vor der Bühne. Man kann nur hoffen das sich "unsere Szene" in Zukunft noch härter von dem geistigen Abfall diverser Einzelner abzugrenzen weiß.

Örtlichkeit:
Wie die Jahre zuvor fand die Nacht der drohenden Schatten auch wieder im MusikKulturZentrum Halle 101 in Speyer statt. Dieses mal war der Platz (40 auf 13 Meter) allerdings gerade noch ausreichend, da mehr Besucher als vom Veranstalter erwartet eingetroffen waren. Stellenweise herrschte also etwas Gedränge, doch es gab immer ein Durchkommen.
Die in die Halle integrierte Bar war gut zu erreichen, doch die überwiegend weibliche Bedienung hatte alle Hände voll zu tun die massigen Bestellungen abzuarbeiten. Als dann einmal kein Bier floss war der Andrang logischerweise einige Zeit kaum in zufriedenstellender Zeit zu befriedigen.

Ein Dank für einige Fotos gebührt Thyrm.

Subjektive Bewertung:
Es war eine interessante Nacht der drohenden Schatten mit wenigen Ausfällen und einigen wirklich gelungenen Auftritten.

Verweise:
http://drohende-schatten.de/
http://www.halle-101.de

18.04.09, M.V.